Was ist die Haltung (m)einer Bank?

Auf dem Weg zu einem nachhaltigen Finanzinstitut entwickeln sich Banken von klassischen Finanzdienstleistern hin zu Unternehmen, die Werte und Anforderungen aller Stakeholder berücksichtigen. So tragen Banken dazu bei, dass Wirtschaften nachhaltig wird und Nachhaltigkeit auch wirtschaftlich ist.
Text: Benjamin Biedermann

Beim nachhaltigen Banking werden die Geschäftstätigkeit und internen Abläufe so ausgerichtet, dass ihre negativen Auswirkungen auf Gesellschaft und Umwelt verringert oder eliminiert werden.

Die Bank als nachhaltiges Unternehmen

In diesem Zusammenhang stellt sich die Frage: Sieht sich die Bank als Plattform – und somit als bloßen Anbieter und Vermittler von Finanzprodukten – oder übernimmt sie selbst als Unternehmen gesellschaftliche Verantwortung?
Heutzutage ist es wichtig, die Haltung und die Nachhaltigkeitsstrategie der Bank zu definieren. Die Bank zeigt mit ihrer Haltung auf, wo und wie sie sich in Bezug auf Nachhaltigkeitsthemen positioniert. Ganz praktisch heißt das zum Beispiel: Wie löst die Bank Mobilitätsthemen, insbesondere: Wie können Flugreisen reduziert werden? Mit welchen Maßnahmen kann der Energieverbrauch verringert werden? Wie gelingt es der Bank, Mitarbeiter zu halten und Diversität zu fördern? Welcher Kaffee wird eingekauft, der Mitarbeitenden und Kunden serviert wird?

Die Bank als ESG-Chancen-Berater

Banken sind in der Finanzierungs- und Anlage-Beratung wichtige Impulsgeber. Dabei stellt die Beratung selbst einen wichtigen Mehrwert für Kunden dar, da Banken zunehmend über wertvolle Daten und Erfahrungswerte verfügen, die die ESG-Risiken einschätzbar machen. Der Kundenberatung kommt deshalb eine entscheidende Rolle zu: Sie trägt die Haltung der Bank nach außen. Es ist deshalb empfehlenswert, ein chancenorientiertes und auf Nachhaltigkeit ausgerichtetes Beratungskonzept zu entwickeln. Diese Weiterentwicklung der Beratung erfordert ein spezi“sches Training, damit die Mitarbeiter kompetent auftreten. Eine solche Beratung ist für die Banken meist (noch) kein Geschäftsmodell, weshalb sich die meisten Institute auf die Erfüllung der regulatorischen Vorschriften konzentrieren. Banken, die hier eine Vorreiterrolle einnehmen, sind sicher die Pro“teure von morgen und nutzen vorhandene Chancen.

Mit der Integration von Nachhaltigkeitskriterien in die Geschäftstätigkeit und Produktpalette agiert die Bank als Multiplikator der ökosozialen Transformation. Insbesondere die jüngere Generation fordert von Banken eine Beteiligung an einer nachhaltigen Wirtschaft und Gesellschaft. Dieser Weg muss als ganzheitlicher Ansatz verstanden und umgesetzt werden. Dabei ist das Commitment der Eigentümerschaft und des Vorstandes essenziell. Nur so wird Nachhaltigkeit zur gelebten „DNA“ der Bank – das ist unser Verständnis von Haltung.